Letzte Bearbeitung:
08.12.2007 22:30

Celler Prellböcke

Prellböcke und Celle? Damit können doch nur die beiden eigenwilligen Preussen(?) im “Schwarzbau†gemeint sein!

Parallel zur Trasse Celle-Lehrte zwischen den ehemaligen Steckengleisen nach Braunschweig und Gifhorn befindet sich noch im Jahr 2005 eine dreigleisige Abstellgruppe. (Blaue Linie im Plan)
Sie liegt südlich des Ablaufberges und ist vom Zug aus Celle Richtung Lehrte oder  Richtung Hannover in Fahrtrichtung links nach der Tangentenbrücke gut zu sehen.

Karte:

Blick von der Tangentenbrücke Richtung Süden:

Das Gleis in Bildmitte ist der Rest der ehemaligen Strecke Celle-Braunschweig.
Im Bild mitte-rechts die Strecke nach Lehrte und ganz rechts die Strecke nach Hannover.

Die Linksweiche ist die Einfahrtweiche in die Abstellgruppe. Ihr Zweck war es, Abstellplatz für den ehemaligen Bauzug 4 bereitzustellen.

Im Bahnerjargon nennt man diese Gleise auch Schwarzbauten, da sie zum Selbstzweck ohne offizielle Planung gebaut wurden.

Das Befahren der Abstellgruppe ist seit Jahren nicht mehr zulässig.

Dichter Baumbewuchs -auch im Gleis- würde einen Versuch ebenso vereiteln, wie die geschlossene Gleissperre in der Einfahrt.

Am nördlichen Ende der Abstellgruppe wurde ein Aufenthalts- und Waschraum für die Bauzugbesatzung gebaut.

Dieser Bau ist in den letzten Jahren durch Vandalismus und Brandstiftung zur Ruine verkommen.

An südlichen Abstellgruppen-Ende befinden sich 3 Prellböcke (blauer Pfeil im Plan):
 

Ein normaler, moderner RAWIE-Brems- prellbock und...

...die beiden uns hier interessierenden Oldies.

In den 1980er Jahren machte Andreas Stein diese beiden Aufnahmen eines der beiden Exemplare.

 

Am 10.3.2002 sah dieser Bock so aus.

Am 22.2.2004 war er dann auch schon recht zugewachsen.

Hier der zweite Bock im Jahr 2002.

Bei den beiden Prellböcken könnte es sich um preußisch Länderbahnböcke handeln.
 

Vermutliches Baujahr: 1899
Hersteller: Firma Rösch.

Beim Bau der Prellböcke wurden zum Teil Schienen aus dem Jahr 1893 verwendet.

Das wirklich Besondere an ihnen ist jedoch ihre Spuraufweitung!

Die Spurweite beider Prellböcke beträgt ca. 1545mm.
Da die Regelspurweite kleiner als der Puffermittenabstand ist, wurden durch die doppelten Kröpfungen die Schienen nach außen – also näher zur Puffermitte – gebracht, um eine direkte Einleitung der Stoßkräfte in das Kräftedreieck der Prellbocks zu erreichen und möglichst kein Biegemoment in der Pufferbohle entstehen zu lassen. Die somit entstandene Spurverbreiterung muss natürlich bis zum 1. Radsatz wieder auf die Regelspurweite zurückgeführt werden, um ein Entgleisen zu verhindern.

Die nach außen zeigende Kröpfung beginnt bei dem einen Prellbock ab 1800mm und bei dem anderen bei 1500mm - gemessen ab der Pufferbohle.

D.h. bei einem an den Bock geschobenen G-Wagen Bauart Bremen wurde es bei einem Pufferteller-Radmittenabstand von ca. 1570mm dann schon knapp...

Vermutlich spielte diese mögliche Eintgleisungsgefahr aber keine Rolle, da der Bauzug immer in dem vorderen Teil der Gleise stand.

Die über die Jahre nur provisorisch angelaschten Prellböcke waren daher wohl auch eher “proforma†verbaut worden.

Detail der aufwendigen Konstruktion

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Zeitsprung:
Im September 2007 sehen die alten Prellböcke schon recht mitgenommen aus. Auf den vor Ihnen liegenden Schienen wurden zwischenzeitig Weichen zusammengebaut und Schotter aus Bahnbaumaßnahmen zwischengelagert.

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Man sollte sein Augenmerk nicht nur auf den ramponierten Prellbock legen,

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sondern auch auf die beiden zwischenzeitlich gewachsenen Bäumchen richten...

 

 

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